Deutsche Herren verlieren das Finale der Team-WM


Schade, die deutschen Tischtennis-Herren verlieren das Finale der Mannschafts-Weltmeisterschaft in Moskau. Gegen China hatte die Deutschen zwar ihre Chancen nutzten sie aber nicht konsequent genug. Am Ende bleibt eine 1:3 Niederlage, die durchaus knapper hätte ausfallen können.

Die erste Partie des Finales Deutschland gegen China lautete Timo Boll gegen Ma Long. Gleich die ersten beiden Sätze musste sich Boll dem Chinesen Long geschlagen geben. Mit 9:11 und 8:11 verlor er die beiden spannenden Sätzen. In Satz drei startete Boll besser und konnte sich von Anfang einen kleinen Vorsprung herausspielen, den er schnell auf ein 7:2 ausbaute. Doch Long kam zurück. Bei Spitzenspieler wie Ma Long ist eine fünf Punkte Führung noch lange keine Garantie für einen Satzgewinn. Bundestrainer Richard Prause musste reagieren und zog dementsprechend das Timeout. Schließlich hatte Boll den 10:9-Satzball, vergab ihn aber. Die Verlängerung musste entscheiden. Und auch dort holte sich Boll wieder den ersten Punkt und diesmal holte er sich auch den Satzsieg. Damit machte Timo die Partie noch einmal spannend, um zum entscheidenden fünften Satz zu kommen, stand ihm aber noch der schwere Weg über den vierten Satz bevor. Aber auch in den vierten Satz startete Boll gut. Aber auf dem 7:3 Zwischenstand konnte sich Boll, wie auch schon im dritten Satz, nicht lange ausruhen. Mit dem Gewinn von fantastischen Ballwechseln kam Ma Long wieder zurück in die Partie. Da aber auch Timo Boll nicht die Anstalten machte, den Satz abzugeben, wurde es noch ein heißer Fight, den Timo aber dann doch für sich klar mit 11:5 entscheiden konnte. Trotz einem engen Start, bei dem sich kein Spieler absetzen konnte, konnte Boll sich in der Mitte des Satzes mit 2 Punkten absetzen. Diesen Vorsprung gab er auch nicht mehr her und gewann den letzten und entscheidenden Satz mit 11:7.

Auch Ovtcharov startete schlecht in sein persönliches Finalspiel gegen Ma Lin und musste von Anfang an einem 0:3 Rückstand hinter herlaufen. Trotz einigen guten Bällen konnte Ovtcharov nicht mehr aufholen und verlor zwar knapp, aber unveränderbar mit 9:11. Auch im zweiten Satz musste sich Ovtcharov MA Lin geschlagen geben. Wie Süß im Halbfinale, sah man nun auch den jungen Ovtcharov resignieren. Er schüttelte öfter den Kopf und wirkte rat- und kraftlos. Beim Stand von 4:3 im dritten Satz für MA Lin nahm der Bundestrainer Prause dann eine Auszeit, die Dimitrij mit gesenkten Kopf zur Kenntnis nahm, mehr aber wohl auch nicht. MA Lin zog auch nach dem Timeout sein Spiel durch, Ovtcharov kam hingegen nicht mehr in die Partie. Mit 11:5 verlor er so auch den letzten Satz. Eine schmerzliche Niederlage für den jungen Ovtcharov, der aber daraus wohl auch einiges mitnehmen konnte. Ovtcharov ist auf einem gute Weg und könnte irgendwann, Boll beerben. Potential ist genügen vorhanden, dies zeigte auch die Partie gegen MA Lin.

Christian Süß startete im Gegensatz zu Boll und Ovtcharov sehr gut in die Partie gegen den Weltranglisten-Vierten Zhang Jike. So lag er schon zu Beginn mit 5:0 vorn. Mit 11:7 konnte er dann nicht nur den jüngeren Zhang Jike im ersten Satz besiegen, sondern auch richtig überzeugen. Ein starker erster Satz im Vergleich zu seiner Partie gestern im Halbfinale. Und auch im zweiten Satz spielte Süß eine starke Partie. Er gewann viele schön anzusehende Rallys und pushte sich damit. Dann zeigt Süß aber Nerven und ließ seinen Kontrahent wieder näher an ihn ran. Gut das er aber rechtzeitig wieder zu seinem erfolgreichen Angriffsspiel zurückfand. Zhang Jike konnte sich aber dann, trotz zwei Aufschlägen von Süß, zu einem 9:9 herankämpfen. Süß verlor den sicher geglaubten Satz mit 9:11. Enttäuschend, Christian Süß hatte das Spiel in der Hand, dachte aber wohl zu viel nach und zog sein Angriffsspiel nicht bis zum Ende konsequent zu. Nach meiner Meinung hätte Bundestrainer Richard Prause definitiv eine Auszeit für Süß nehmen müssen, so verlor er den zweiten Satz und sorgte für Auftrieb bei dem schon am Boden liegenden Zhang Jike. Im dritten Satz war Süß lange nicht mehr so dominant wie in den ersten beiden Sätzen. So musste er am Ende sogar zwei Satzbälle abwehren. Einen schaffte er, dann nahm China ein Timeout. Den anschließenden Satzball konnte Zhang Jike für sich entscheiden. Dieses Timeout hatte sich voll ausgezahlt. Den besseren Start in Satz vier verbuchte wie schon im Satz davor der Chinese Zhang Jike. Nach dem 0:3 musste Prause die Notbremse ziehen und ein Timeout nehmen. Zhang Jike konnte dennoch auf ein 7:3 davon ziehen und obwohl Süß noch einmal aufholte, reichte es letztendlich nicht. Er verlor den letzten Satz mit 7:11. Dieses Spiel verlor Süß im Kopf. Die Wende war der zweite Satz, den er trotz einer besseren Partie nicht für sich gewinnen konnte. Sehr schade, ein Sieg wäre heute definitiv drin gewesen und wer weiß, wie das Finale verlaufen wäre, hätte Deutschland danach 2:1 geführt…

In einem großartigen ersten Satz konnte sich Timo Boll nach hartem Kampf mit 16:14 gegen MA Lin durchsetzen. Dabei steigerte sich Timo vor allem gegen Ende des Satzes gewaltig und wehrte mehrere Satzbälle ab. Als er dann beim Stand von 14:14 auch noch ein Angabefehler machte, dachte man es wäre vorbei, doch Boll verdiente sich den Sieg des Satzes redlich und war am Ende der Glücklichere. Trotz des Siegs gelang wieder MA Lin der bessere Einstieg in Satz 2 und führte schnell mit vier Punkten. Wütend über den Satzverlust drehte Ma Lin richtig auf und führte teilweise mit 8 Punkten! Am Ende gewinnt Ma Lin klar mit 11:4. Auch in Satz drei dominierte Ma Lin von Beginn an und führte mit relativ wenig Gegenwehr schon mit 5:0, als Timo Boll erst anfing Punkte zu machen. Boll kämpfte sich aber wieder in die Partie und machte sie so wieder richtig spannend. Doch Ma Lin sicherte sich zwei Satzbälle. Die reichte ihm locker, schon mit dem anschließenden Ball machte er den 11:8 Satzsieg perfekt. In einem hart umkämpften vierten Satz musste Trainer Prause beim Stand von 4:6 aus deutscher Sicht ein Timeout nehmen. Dies brachte nur bedingt etwas, am Ende hatte China drei Satzbälle. Ma Lin nutze mal wieder den ersten und machte den Sieg für China perfekt.

Man darf über die Niederlage schon etwas enttäuscht sein. Heute war definitiv mehr drin! Dennoch gratulieren wir der deutschen Herrenmannschaft natürlich zum Gewinn der Silber-Medaille. Die deutsche Mannschaft ist auf einen guten Weg und kann auch jetzt schon mit China mithalten. Man darf sich auf kommende Duelle der beiden Länder freuen.


Deutschland – China 1:3
Timo Boll – MA Long 3:2 (9:11, 8:11, 12:10, 11:5, 11:7)
Dimitrij Ovtcharov – MA Lin 0:3 (9:11, 7:11, 5:11)
Christian Süß – Zhang Jike 1:3 (11:7, 9:11, 9:11, 7:11)
Timo Boll – MA Lin 1:3 (16:14, 4:11, 11:8, 11:7)

Dieser Beitrag wurde unter Weltmeisterschaft veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.