Zwar endete das Halbfinale der olympischen Spiele 2012 in London für die deutsche Tischtennis-Herren gegen Topfavorit China mit einer 1:3 Niederlage wie erwartet, dennoch dürfte man auch auf deutscher Seite durchaus zufrieden sein. Insbesondere Timo Boll, der noch vor dem Halbfinale eine teilweise desolate Leistung zeigte, katapultierte sich mit einem Schlag aus seinem Leistungstief.
Aber der Reihe nach. Fast hätte Dimitrij Ovtcharov in der Eröffnungspartie für den ersten Paukenschlag gesorgt. Er spielte lange Zeit auf Augenhöhe mit seinem chinesischen Kontrahenten Ma Long. Als das Spiel den entscheidenden Punkt erreichte, entscheidende ein unglücklicher Ball von Ovtcharov die gesamte Partie zu seinen Ungunsten. Beim Stande von 9:9 im dritten Satz und einem 1:1 Satzverhältnis griff Ovtcharov viel versprechend mit einem starken Vorhandschuss an, doch Ma Long reagierte weltklasse und brachte den Ball überraschend zurück. Davon wohl völlig perplex verschlug anschließend Ovtcharov die doch sehr hohe Rückgabe des Chinesen. Dieser nutze dann sogleich den ersten Satzball und sicherte sich so diesen wichtigen Satz. Zu dieser Schlüsselszene äußerte sich Ovtcharov später: „Ich weiß nicht, wie er den Ball vor meinem letzten Schuss noch zurückgespielt hat. Das war echt Wahnsinn! Da gelingt normalerweise nur einer von 100.“ Wie sehr er von diesem Ballwechsel noch beindruckt war, zeigte der vierte Satz. Ovtcharov war unfähig überhaupt noch zu reagieren, gab von Beginn des Satzes auf, sodass Ma Long beim Stande von 10:0 mit einer fairen Geste durch einen Fehlaufschlag dem Deutschen ein Punkt schenkte und ihm somit Respekt zollte. Am Ende dieser ersten umkämpften Partie hieß es also 1:3 (-10,5,-9,-1) aus Sicht der Deutschen.
Nach den bisher gezeigten Leistungen von Boll konnte man nun nicht annehmen, dass er auch nur die Hauch einer Chance gegen den Weltmeister und frischen Olympiasieger Zhang Jike hätte. Doch Boll zeigte es allen, vor allem aber auch sich selbst. Wie der Phönix aus der Asche erhob er sich und bezwang seinen persönlichen Olympiafluch ausgerechnet gegen den besten Tischtennisspieler der Welt, den er bis zu diesem Zeitpunkt erst einmal in etlichen Aufeinandertreffen besiegen konnte. Auch wenn er seinen ersten Satz mit 8:11 verlor, war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass an dieser Stelle ein anderer Timo Boll, als noch gegen Schweden und Österreich, an der Platte stand. So hieß es dann am Ende auch 3:1 (-8,8,9,8) und damit der 1:1 Ausgleich im Halbfinale.
Mit einem guten Gefühl gingen die Timo Boll und Bastian Steger in ihr Doppel gegen Wang Hao und Zhang Jike. Und tatsächlich belohnten sie sich zunächst selbst. So erkämpften sie sich den ersten Satz mit 12:10. Dann schlug aber wieder die Stunde der Chinesen. Insbesondere Wang Hao spielte sich in einen Rausch und zog sein immer noch deutlich gezeichneten Mitspieler Zhang Jike mit. Die beiden Deutschen hatten keine Chance mehr und verloren die anschließenden Sätze mit 8:11, 5:11, 5:11.
Ebenfalls chancenlos und eine wirkliche klare Sache war das anschließende Spiel zwischen Bastian Steger und Ma Long. Steger der bisher gegen keinen dieser top-gesetzten Chinesen gewinnen konnte, hatte auch diesmal keinen Hauch einer Chance. So stand es am Ende klar 0:3 (-3,-5,-7).
Am kommenden Mittwoch geht es nun um 12:00 Uhr deutscher Zeit gegen Hongkong um die Bronze-Medaille.