Fast dreieinhalb Stunden ging das Ringen mit den rumänischen Damen um den Europameister-Titel. Dann war es endlich soweit, Han Ying machte mit ihrem Sieg den 3:1 Gesamtsieg von Deutschland über Rumänien perfekt. In dramatischen Partien, in denen nie ein klarer Sieger vom Tisch ging, avancierte Abwehrspielerin Han Ying mit zwei Siegen zur Matchwinnerin. Damit feiern die deutschen Damen den fünften EM-Erfolg, der gleichzeitig der erste seit 1998 in Eindhoven ist. Damals war die heutige Bundestrainerin Jie Schöpp noch selbst aktiv als Spielerin mit dabei.
Schöpp behielt auch im Finale ihr Rotationsprinzip bei. Während Silbereisen im Halbfinale gegen Tschechien zuschauen musst, fiel diese Rolle diesmal Petrissa Solja zu. Darüber hinaus spielte Silbereisen nicht an dritter Position, sondern musste gleich im Auftaktmatch gegen Daniela Dodean ran. Dabei startete sie alles andere als gut in ihr erstes Finalspiel. So stand es aus Sicht der Deutschen 4:9, ehe sie sich mit vier Punkten in Folge noch einmal heran kämpfen konnte. Das Aufbäumen währte aber nicht lange, ihre Gegnerin Daniela Dodean konnte den ersten Satz mit 11:8 für sich entscheiden. Doch auch wenn die Aufholjagd nicht mehr belohnt wurde, nahm Silbereisen den Schwung doch in den zweiten Durchgang mit und startete deutlich besser. Am Ende gewann sie diesen mit 11:8. Auch in den dritten Satz startete die Deutsche gut, verpasste es dann aber die Rumänin auf Abstand zu halten, sodass es ein richtig enger Satz wurde, an dessen Ende Dodean einen Satzball hatte. Silbereisen wehrte diesen ab, musste sich dem nächsten Satzball der Rumänin aber dann beugen. Und auch der vierte Satz war nun ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende hatte Silbereisen zwei Satzbälle, von denen sie aber keinen nutzen konnte. Daniela Dodean hingegen blieb eiskalt, sicherte sich danach den Matchball und verwandelte diesen auch.
Auch der erste Satz des zweiten Spiel ging an die Rumäninnen. Zwar konnte Han Ying gegen Elizabeta Samara zwei Satzbälle abwehren, den dritten konnte die Rumänin aber dann doch verwandeln. Im zweiten Satz hatte Ying dann aber wieder die Nase vorne und gewann diesen relativ klar mit 11:6. Der dritte Satz begann gut für Ying, die sich auf 6:2 absetzen konnte, doch dann drehte Samara auf und konnte trotz eines deutschen Timeouts sechs Punkte in Folge machen. Die Konsequenz, Samara gewann diesen dritten Satz mit 11:8. Der vierte Satz war hart umkämpft, keiner der Spielerinnen konnte sich wirklich absetzen. Dennoch hatte Samara letztendlich beim Stand von 10:9 den Matchball, doch Ying zeigte Nerven und wehrte nicht nur den Matchball ab, sondern gewann auch den vierten Satz mit 12:10. Im fünften und entscheidenden Satz wirkte Samara angeschlagen, gleich fünf Matchbälle konnte sich Ying erspielen und nutzte gleich den ersten. Ein ganz wichtiger Punkt im Finale der Europameisterschaft 2013.
Im Gegensatz zu ihren Team-Kolleginnen startete Shan Xiaona gegen die erst 18 jährige Bernadette Szocs richtig gut ins Spiel und gewann den ersten Satz ungefährdet mit 11:6. Der zweite Satz war anschließend deutlich umkämpfter, mit dem besseren Ausgang für Bernadette Szocs (11:9). Szocs war nun in Fahrt, zeigte aber beim Stande von 9:7 aus ihrer Sicht aber Nerven, sodass sich doch Shan Xiaona mit drei Punkte in Folge den Satzball erspielen konnte. Doch das Glück war diesmal auf Seiten der Rumänin. Erst wehrte sie mit einem Netzroller den Satzball der Deutschen ab, dann brachte ausgerechnet noch einmal ein Netzroller den entscheidenden Punkt für den 12:10 Erfolg. Man hätte meinen können, nun hätte die Deutsche den gesamten Druck, da sie den Ausgleich erreichen musste, um sich in den Entscheidungssatz zu retten. Tatsächlich setze sich die junge Rumänin wohl aber selbst noch mehr unter Druck. Zu nah war der Sieg und die damit verbundene 2:1 Führung für ihr Team. Diesem Druck hielt die junge Szocs nicht stand, ihr Trainer griff nicht ein und am Ende stand ein geschenkter Satz, Szocs gab diesen mit 1:11 nahezu wehrlos an Shan Xiaona ab. Auch im fünften und letzten Satz drohte Szocs unterzugehen, diesmal nahm aber ihr Trainer beim Stand von 0:3 das Timeout. Danach machte sie auch ihre erste Punkte, sodass sich nun Bundestrainerin Jie Schöpp genötigt sah, ihrerseits eine Auszeit bei der knappen Führung von 4:3 für Xiaona zu nehmen. Szocs hatte sich nun aber wieder gefangen, sodass die nachfolgende Punkte allesamt hart umkämpft waren. Beim Stand von 9:7 sah alles nach einem Sieg für Bernadette Szocs aus, ehe sich Shan Xiaona ein Herz nahm und keinen Ball mehr abgab. Während die Deutschen beim 11:9 Sieg jubelten, war nicht nur im Gesicht von Bernadette Szocs die pure Enttäuschung abzulesen.
Auch in ihrem zweiten Spiel musste die deutsche Topspielerin Han Ying ihren ersten Satz mit 9:11 an ihre Gegnerin Daniela Dodean abgeben. Als beim Stand von 8:8 auch der zweite Satz gefährdet war, nahm Bundestrainerin Jie Schöpp das Timeout. Dieses zahlte sich mehr als nur aus, Ying gewann den zweiten Satz mit 11:8. Allerdings musste sie wieder den dritten Satz abgeben (6:11), ehe sie sich den vierten Satz mit 11:6 sicherte. Ying musste also das zweite Mal in den Entscheidungssatz, wobei es diesmal um den Gewinn der Gold-Medaille ging. Und Ying startete furios, beim Stand von 0:3 musste der rumänische Coach die Reißleine ziehen und nahm das Timeout. Das Timeout zeigt Wirkung, erst machte Dodean ihren ersten Punkt, dann verschoss Ying einen aussichtsreichen Ball. Doch anschließend konnte Ying den ursprünglichen drei Punkte Abstand wieder herstellen und sogar noch ausbauen. Am Ende hatte sie fünf Matchbälle, fünf Bälle für EM-Gold. Davon vergab sie einen, bis dann endlich das deutsche Team feiern durfte.
Ein Wahnsinns-Spiel, bei dem die Rumäninnen mehr als nur ebenbürtig waren. Am Ende jubeln die deutschen Damen, die den ersten Schritt für einen historischen Abend gegangen sind. Sollte die deutschen Herren, die anschließend ihr EM-Finale bestreiten, ebenfalls gewinnen, wäre dies in der 55-jährigen Geschichte der Tischtennis-Europameisterschaften das erste Mal, dass beide deutschen Teams beim selben Turnier den Titel gewinnen